Liebe Leser,
kurz zur Vorgeschichte meiner Stute Naira: Naira, die Galopper-Stute, vor der alle Angst hatten, weil sie immer stieg und alle überrannt hat.
Sie wurde mit 1,5 Jahren für die Rennbahn trainiert, ist dann knapp 2 Jahre erfolgreich mitgelaufen, bis sie Angst hatte, in die Startbox zu gehen.
Ich habe sie dann von einem Zwischenhändler gekauft, der mir ein ruhiges und liebes Tier präsentierte. Nachdem der Heilpraktiker und Chiropraktiker sie eingerenkt und wieder einigermaßen fit gemacht haben, zeigte sie aber, dass sie noch ganz schön Power hatte und war kaum zu bändigen. Es hieß, ich solle sie longieren und Muskeln aufbauen, aber es war einfach nichts möglich. Sie stieg und rannte. Das war alles, was sie konnte.
Ich wusste aber immer, dass sie NICHT böse ist! Auch wenn ich die Einzige war, die das dachte, konnte ich in ihrem Herzen eine starke Verzweiflung und Panik wahrnehmen. Sie kannte ja einfach nichts anderes außer Rennen. Ruhig sein durfte sie ja nie.
6 Monate nach ihrem Kauf wusste ich nicht weiter und meldete mich bei den „Pferdeprofis“. Bernd machte einen kleinen Umweg auf seiner Kurs-Tour und besuchte mich in Köln. Da wir uns schon lange kennen, wusste ich, dass er mir bestimmt helfen wird und Nairas Probleme auch versteht. Er machte ein paar Übungen auf dem Hof, worauf sie nach kurzen Zickerein reagierte und beschloss dann, sie nach Bayern mitzunehmen.
Das war zwar anfangs schwer, weil ich sie natürlich vermisste, aber ich wusste, dass das Trainingscamp sein muss und ihr sehr gut tun wird. Und so war es dann auch 🙂
Meine Naira ist nun das tiefenentspannte Pferd, das es liebt, gearbeitet zu werden. Sie ist nach dem Besuch in Bayern nur noch 2x gestiegen und da hatte sie aber auch eine Blockade im Rücken, die aber direkt danach gelöst wurde. Seit dem steht sie maximal nur noch auf 3 Beinen 😉
Naira ist nach dem Dreh noch mal umgezogen und steht jetzt in einem artgerechten Lauf-Aktivstall mit 30 anderen Pferden. Eine Boxenhaltung hat ihr nicht gut getan und sie ist jetzt zusätzlich entspannter geworden.
2-3mal die Woche bekommt sie eine Ganzkörpermassage, was ihre Verspannungen löst und sie hat Spezialbeschläge, die sie wegen ihrer schlechten Hufe leider braucht. Beide Maßnahmen sind nötig, da sie ja leider schon mit 1,5 Jahren für die Rennbahn trainiert wurde. Was nicht von heute auf morgen vergessen ist.
Sie nimmt aber alles gelassen hin und freut sich sogar immer auf die Termine.
Naira liebt es, gestreichelt und geputzt zu werden, schläft sogar oft ein, wenn sie auf meiner Schulter ihren Kopf abstützt. Damals wäre das unvorstellbar gewesen.
Sie hält respektvollen Abstand beim Führen und wartet brav, bis ich weiterlaufe.
Bei der Bodenarbeit hat sie die größte Freude. Hütchen aufheben und apportieren, Ball spielen, Gelassenheitstraining uvm. stehen auf dem Plan.
Natürlich wird sie auch regelmäßig geritten und wir gymnastizieren so, wie es Bernd uns gezeigt hat. Selbstverständlich gibt es Situationen, wo Naira gerne mal ihren Kopf durchsetzen will, aber das klären wir beide ganz schnell und wenn sie viel gelobt wird, wenn sie was richtig gemacht hat, versucht sie es beim nächsten Mal auch nicht mehr anders 😉 Sie ist wahnsinnig schlau und lernt sehr schnell.
Im Gelände können wir jetzt auch endlich reiten, wo sie sich mal richtig auspowern kann. Da zeigt sie dann gerne mal, dass sie ein echtes Rennpferd ist.
Wettreiten möchte keiner aus dem Stall mit uns machen 😉 Aber für gemütliche Ausritte im Schritt, ist sie aber auch gerne zu haben.
Naira wird mit einem baumlosen Sattel und einem Bosal geritten. Oft auch nur mit Knotenhalfter und sie reagiert prima auf feine Hilfen. Meistens reichen Gewichthilfen oder Stimmsignale. Es ist wirklich jedes Mal beeindruckend, wie toll sie auf alles reagiert!
Mache neue Einheiten lernt sie besser, manche brauchen etwas länger, aber sie möchte wirklich immer alles richtig machen.
Dazu finde ich immer den Spruch von Bernd sehr passend:
“Du musst dein Pferd da abholen, wo es steht, nicht da, wo du es haben willst.”
Freunde hat sie im neuen Stall sehr viele gefunden und das trägt natürlich auch noch mal zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Auch wenn sie öfter mal ein paar Schrammen von den anderen Pferden bekommt, ist sie sehr zufrieden im neuen Stall. Ich bin eher glücklich, dass auch ihre Pferdekumpels Naira Grenzen aufzeigen. Andere Pferde waren ja vorher eher fremd oder Konkurrenz für sie.
Sie wird nur freizeitmäßig geritten und geht gerne beim Trail-Parcours mit.
Turniere, Rennbahn, Springen, Dressur wird sie niemals mitgehen. Sie ist quasi in wohlverdienter Rente. Wenn sie auch erst 6 Jahre alt ist. Ich kann mit vollster Überzeugung sagen, dass das 4monatige Training bei Bernd und Alex Madl (www.matthiasl.de) wahnsinnig viel geholfen hat.
Oft werde ich heute noch gefragt, ob ich es alleine geschafft hätte oder mit einem Ausbilder, der in den Stall gekommen wäre und ich kann das klar verneinen.
Naira wurde einfach gesundheitlich, psychisch und physisch auf den Stand eines gesunden, reitbaren Pferdes gebracht und dafür werde ich allen Beteiligten ewig dankbar sein!
Ohne euch hätte ich jetzt kein Pferd, was mir zuwiehert, wenn es mich sieht, oder von der Koppel hergerannt kommt, oder mir ohne Strick hinterherläuft, mich ohne Sattel irgendwo an einem Zaun aufsteigen lässt und auf mich wartet, wie ein echter Partner.
Wir sind so toll zusammengewachsen und Naira zeigt so eine Dankbarkeit jedes Mal aufs Neue, dass ich einfach immer nur glücklich bin, wenn ich sie sehe.
ZITAT BERND: “Wir können von unserem Pferd kein bedingungsloses Vertrauen erwarten, wenn wir nicht selbst bereit sind, Vertrauen zu schenken.” ZITAT ENDE.
Auf ein hoffentlich noch langes, gemeinsames und glückliches Leben.
Viele Grüße
Julia
(Juli 2016)